Schi

Brandjochkreuz

Skitour-Highlight 2009

2.1.2009 Gert, Mario, Hilli (Christian, Giggi)

Nix wissen …

SkitourBrandjochkreuz(1102)Mario weiß (noch) gar nicht, um was es geht. Gert und ich grinsen schon auf dem Weg zum Gramartboden. Eine Skitour? Hier? Zuerst einmal die Schi tragen bis zum Höttinger Graben. Dann ist zwar genug Schnee vorhanden, allerdings geformt zu Lawinenknollen vom Feinsten. An ein Anfellen ist vorerst nicht zu denken. Es ist 09:00 Uhr, als wir beginnen, auf den großen, harten Schneeknollen nach oben zu stapfen. Nach einer guten dreiviertel Stunde anfellen. Aber nicht leichtfüssig dahinschlendern, sondern mühsames hinaufkämpfen; eine Schispur anlegen, wie wir sie kannten, ist dort unmöglich. Die mächtige Lawine, die einige Tage zuvor abging, hat tiefe Furchen und Gräben in den Schnee gezogen, die es während dem Weg zu jeder Spitzkehre galt zu queren.

SkitourBrandjochkreuz(1006)Dann, nach vielleicht 90 Minuten, werden die unnötigen Knollen von einer schönen – glatten – Fläche abgelöst. Darauf liegt noch ein feiner Flaum von Pulver – vielleicht 7 cm. Ich spure – diese Pflicht mußte ich erfüllen, weil die ganze Tour auf meinem Mist gewachsen ist. Es geht zügig nach oben. Gert sitzt mir immer im Nacken. Wir schrauben uns, unendlich oft die Richtung wechselnd, nach oben. Doch wann sollte der richtige Moment kommen, um nach links hinaus zu queren? Eine riesengroße Schneestange gab uns diesen Hinweis.

 

Der Weg ist das Ziel

Der Weg hinaus zum Grat führte uns entlang eines Risses im Schnee, etwa 35 mtr breit und bis zum Boden  in der Tiefe. Es schien, als ob uns jemand zuruft: „paßt`s auf Burschen!“. Nach dieser ersten Querung arbeiteten wir uns weiter nach oben, mittlerweile waren wir oberhalb der Achselbodenhütte unterwegs. Als es keine Möglichkeit mehr gab, noch weiter aufwärts zu steigen, querten wir ein zweites mal – heikel – ganz hinaus zum Grat, der aufs Brandjochkreuz führt. Der Hang, auf dem wir uns befanden, dürfte etwa nicht ganz 40° steil sein und war hart gefroren, jedoch mit vorhin erwähnter 7 cm Pulverschicht drauf. Das hatte zur Folge, daß die Querung äußerst anstrengend wurde, weil sehr lang und hochkonzentriert zu gehen. Ich hatte das Gefühl auf rohen Eiern zu watscheln. Einerseits willst Du die Schier nicht allzu fest in den Schnee schlagen, weil du dich in einem „sehr sensiblen“ Hang aufhältst, andererseits mußt du fast etwas gröber vorgehen, weil bei zuwenig Kanteneinsatz und Halt ein Abrutschen vorprogrammiert ist.  Nach bangen Minuten war ich endlich drüben. Als ich vom Steilhang in den Gipfelgrat wechselte, wußte ich endgültig, daß dieses (Brandjoch)Kreuz unser ist.

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40 Grad

Gert hatte meine Querung aus sicherer Distanz beobachtet und kam eilig nach. Erst jetzt kamen wir drauf, daß wir Mario schon eine ganze Zeit nicht mehr gesehen haben. Vergangen konnte er sich 100%ig nicht haben, es gab nur unsere Spuren,  und das Gelände, in dem wir uns aufhielten, erlaubte nur diese einzige Tour. Wir fighten nach oben. Genau dort entlang, wo der Wind sämtlichen Schnee verblasen hat und der Sommerweg zu sehen war, bzw dort, wo der schneelose Grund und schneebedecktes Gelände eine Grenze bildeten. Es war beruhigend, dort zu gehen, wo man mit einem Schritt im Aperen sein konnte. Immerhin ist der Gipfelhang auch in einem Steilheitsbereich von +/- 40°. Dann kommt auch noch starker Wind auf, der wohl auch bei schönstem Wetter genau dort immer gehen muß. Immerhin, es wurde uns nicht mehr zu warm 🙂 und Gert und ich waren vergnügt wie die Rohrspatzen, als wir endlich beim Kreuz anlangten. Brandjochkreuz mit Schi, ja, das ist schon was. Der Blick nach Innsbruck – meiner Heimatstadt, ist atemberaubend. Obwohl aus dieser Perspektive schon xmal gesehen, war es an diesem Tag doch etwas Außergewöhnliches.

SkitourBrandjochkreuz(1108)Irgendwie hast Du das Gefühl, daß Dich 140.000 Augenpaare ansehen. Was sicher der Fall ist, daß einige „Fenstervoyeure mit Fernglas“ unser Aufsteigen beobachteten. Ich selbst bin auch so einer, meine abenteuerlichste Beobachtung waren Skispuren von der Brandjochspitze (!!!) von der  55° steilen Gipfelrinne Richtung Höttinger Graben. Ich konnte sogar noch einen Tourbericht dazu im Netz ausfindig machen. Aber genug davon, sonst ist unsere kleine Unternehmung, von der ich erzähle, gleich nichts mehr wert.

Gipfel

Gert und ich genießen also schon einige Zeit den Gipfel, als weit unten Mario auftaucht. Er hat nach der Querung die Schi ausgezogen und auf seinen Rucksack gesteckt und trabt zu Fuß herauf. Als er ankommt, habe ich ihn das erste mal in meinem Leben richtig und wirklich müde und geschafft gesehen. Das Kreuz hat er umarmt, halb um es liebzuhaben und halb, um nicht umzufallen. Da uns zwischenzeitlich schon arg kalt geworden ist, drängten wir auf Abfahrt, was Marios Regenerationszeitspanne nicht zugute kam. Als wir johlend nach unten starten, war es Mario, den es gleich zu Beginn in ein gemeines Loch schnalzte und er kugelte schon den steilen Hang daher. Er ist ein guter Schifahrer, aber die Aufstiegsmühen steckten noch in seinen Knochen und machten ihm bei der Abfahrt das Leben schwer. Immerhin geht`s bei dieser Abfahrt nicht darum, gemütlich eine präparierte, blaue Familienabfahrt abzugleiten, sondern es ist eine wirklich anspruchsvolle, steile, gefährlich Alpinabfahrt zu meistern, die es in sich hat. Als wir den ersten Hang hinter uns hatten, kam wieder die Querung zu den schönen Hängen oberhalb der Achselbodenhütte.  Und ich kann bestätigen: wer diese einmal in seinem Leben abdriften durfte, der hat etwas ganz spezielles erlebt. Wir zogen unsere Spuren in den – jetzt traumhaft zu fahrenden – Schnee und beobachteten uns abwechselnd, während wir fotografierten und filmten (Video).

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Technik gefragt

OK, unsere Technik ist nicht besonders spektakulär, aber der Genuß, den wir erleben durften, den kann uns niemand mehr nehmen. Weiter gings abermals schräg hinüber – noch weit oberhalb der Höhe der Höttinger Alm. Über zwei riesige Lanenbahnen, bis wir in der endgültig nach unten abfallenden, richtigen Bahn ankamen. Diese ist oben sehr breit und wieder konnten wir mehrere hundert Höhenmeter feinsten Schigenuß absahnen. Dann plötzlich, taucht Hochnebel auf. Genau, als das schönste Schifahren dieser Tour vorbei ist und wir uns langsam der schmalsten Stelle des Lanengrabens nähern.  Neben der schlechter werdenden Sicht war es nun notwendig, am Rand abzugleiten (Video). Von Schifahren keine Spur mehr. Nur noch besser als zu Fuß gehen nach unten kommen. Und das ging genau noch bis wir wieder bei den großen Knollen angelangt sind. Dort magazinierten wir unsere Schi auf die Rucksäcke und trotteten, saumüde und angeschlagen, aber noch voll Adrenalin und Glückshormonen, Richtung Gramartboden. Ins Gasthaus noch die Tour feiern, eh klar. Aber Mario stieg unerwartet schnell ins Auto, nicht ohne sich vorher zu entschuldigen. Er war zu fertig für ein Bierchen und es drängte ihn heim auf die Couch. Gert und ich ließen es uns nicht nehmen, diese schneidige Tour noch einige male  bei Bier und Saft Revue passieren zu lassen.

 

Picasa-Webdiaschau

21.7.2009, 21:35 Uhr
ich habe diese Zeilen jetzt gerade geschrieben und es überkommt mich ein seltenes Glücksgefühl, wenn ich an diese Schitour zurückdenke. Es war super!

Well done Jungs!

Christian 2.1.2009

 

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