Berg

Großvenediger, 3.662 mtr

als am Mittwoch der Anruf von Christof kam, ob ich zum Großvenediger mitgehe, weil ein dritter Mann für die Seilschaft gesucht wird, zögerte ich erst und wollte einmal “drüber schlafen”. Aber schon am nächsten Morgen hat mich das Bergfieber gepackt und die Entscheidung in meinem Kopf war schon längst gefallen. “Da werde ich mitgehen!” Immerhin kriegt man eine solche Gelegenheit nicht täglich geboten. Schnell gingen wir ins Detail. Den ersten Teil der Tour, zur Johannishütte, auf 2.116 mtr, legten wir mit dem “Venedigertaxi” zurück. Weil die Plätze um 5.00 Uhr schon vergriffen waren, gab es eine Variante um 6.00 Uhr oder die “Early-Bird” um 4.00 Uhr. Die nahmen wir, und die gewonnene Stunde trugen wir den ganzen Tag als Zeitschatz mit uns mit. Wen störte es da schon, dass der Wecker um 3.10 Uhr schellte? Meine Partner, Christof und sein Vater Ander (75!), waren überpünktlich. Der Taxler konnte seinen Job auch und im Nu waren wir unterwegs. Um 4.30 Uhr schaltete ich den Track meines GPS Gerätes ein und die mitgebrachten Stirnlampen schenkten uns die erste Stunde genug Hell, um gut voranzukommen.

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Nach exakt 2 Stunden waren wir beim Defreggerhaus. Dort waren zig Leute vor dem Haus mit ihren Vorbereitungen auf die große Tour beschäftigt. Typisches Geklimpere, Gelächter vermischt mit Gemurmle und spürbare Aufregung,  Aufbruchsstimmung pur herrschte eben vor. Ander lotste uns in die Hütte, wo er bei dieser Tour regelmäßig die erste Pause macht und einen Tee trinkt. Wir nahmen ein zweites Kaffetscherl und gingen alsbald weiter. Nicht weit ober der Hütte ist der “Seilanlegeplatz”. Dort war erstmals Gipfelsichtkontakt und die ersten Sonnenstrahlen trafen wärmend ein.

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Das nahmen aber einige Gipfelaspiranten nicht zur Kenntnis und blockierten den Weg genau dort, wo Erde und Steine auf Schnee trafen. Wir sahen das Chaos und überholten die aufgeregte Schar, weil wir uns einige Meter weiter problemlos und vor allem in Ruhe, auch anseilen konnten. Schon auf den ersten Metern konnte ich sehen, dass meine Entscheidung, dabei zu sein, goldrichtig war. Der Erfahrungsschatz im Kopf macht reich. Und, niemand kann es mir jemals wieder nehmen. Vorbei an kleineren und größeren Spalten schlängeln wir uns gemütlich, aber zügig nach oben.

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Bis zum Rainertörl (3.421 mtr), blieben wir nicht stehen. Dort bereiteten wir uns mit einem Schnellimbiss auf die letzten Meter zum Gipfel vor. Wir konnten sehen, dass wir sehr gut in der Zeit lagen und nur wenige Gipfelstürmer vor uns waren. Auch die Massen, die von der Kürsingerhütte aufstiegen, waren noch nicht erkennbar. Bald wanderten  wir weiter und in der Gipfelflanke kamen uns die ersten Kollegen bereits Richtung Tal entgegen. Als das Ziel in Sichtweite kam, sah ich zum ersten Mal die so genannte “Schlüsselstelle”. Ein kurzes, schmales Gratstück, das für mein Befinden lediglich von einer Seilschaft begangen werden durfte, und damit seine Schwierigkeiten sofort verlor.

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Eine Dreierschaft kam noch herüber, bevor wir die Nächsten zum Halten aufriefen, weil wir dran waren. Drüben beim Gipfel war noch immer ein Dutzend Menschen, die ihren Gipfelerfolg feierten. Unser Ansinnen war nur ein Gipfelfoto, bevor wir schleunigst wieder auf die andere Seite des Grats gelangten und den Abstieg zum Rainertörl angingen. Dort nämlich war (diesmal ausgiebiges) Jausnen angesagt. Noch viele Menschen waren bergwärts zu Gange, und auch der nicht enden wollende “Kürsingerstrom” setzte nun ein (letztes der folgenden 4 Fotos).

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Zurück beim Defreggerhaus beließen wir es bei einem kurzen Plausch und stiegen gleich weiter ab. Um 13.17 Uhr waren wir bei der Johannishütte und das Taxi, dessen erste Nachmittagstalfahrt um 13.30 Uhr stattfand, stand mit geöffneten Türen und (wie nur für uns bestellt), schon da.  In Hinterbichl gab es dann ein kaltes Hopfengetränk und Schnitzi mit Pommes. Ein traumhafter Tag am fünfthöchstem Österreichs schrieb sich in mein Tourenbuch. Bleibt ein herzliches Danke an Christof und ein ebensolches an Ander zu sagen (der, nebenher erwähnt, ein Mitschüler meiner verstorbenen Mutter ist!!). GRAZIE !!!!

Giggi, 29.8.2015

hier noch ein paar Impressionen vom Abstieg, und, wer sich über unterschiedliche Höhenangaben zum Gipfel wundert, der Großvenediger schmilzt

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5 Kommentare

  1. Ich habe vor Jahren dieselbe Tour gemacht – allerdings mit Übernachtung im Defreggerhaus – ich war daher mit euch dabei und beglückwünsche euch zu diesem herrlichen Gipfel!

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