Berg

Nockwand, 3.092 mtr

Kein Gipfel hatte mir bis jetzt mehr Anläufe abverlangt. Mal von der falschen Seite versucht, mal verstiegen, dann noch einmal verstiegen.

Aber die Vorbereitungen auf den heutigen (erfolgreichen) Versuch waren präzise genug. Wobei, das Steiglein zur Grawanockalm ist gut versteckt.

Wer es finden will, muss genau schauen. Dort,  auf der Grawanockalm,  sah ich auch die einzigen Menschen während der Tour. Danach begegnete mir bis zur

Tschangelairalm  niemand mehr. Das war ganz  nach meinem Geschmack. Von der erwähnten Alm führte noch ein schmaler Pfad nach oben. Bald aber

verlangte MEINE Routenrecherche, dass ich nach Osten abbiegen musste. Damit begann auch schon das Abenteuer “weglos”. Immer wieder konnte man

Steige erkennen, die sich wieder und wieder im Nichts auflösten. Die Grundrichtung war klar, so folgte ich einem Mix aus Google Maps Bild und meiner

Karte.

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Das Gelände war teilweise recht ausgesetzt, so dass auch der gute bewährte “Grasanker” zum Einsatz kommen musste. Ich war froh, die ewig lange

und steile Querung hinter mich gebracht zu haben und war mir beim Anblick des großen Steinmanns (Schöckbichl) sicher, dass nun endlich brauchbare Wege kommen

werden, vielleicht sogar mit Farbmarkierungen……..Denkste!

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Ich würgte mich in das große Kar unterhalb der Gipfelrinne, die mir  noch zu schaffen machen würde. Es folgten grasige Steilhänge und schließlich ein

Felshaufen zum davon laufen. Nachdem das Gelände etwas abflachte, wollte ich aufgeben. Der Höhenmesser zeigte 2.650 mtr an und ich wusste dadurch,

dass der anstrengendste Teil mit satten 450 Höhenmetern noch vor mir lag. Ich sah hinauf und dachte mir, das wird pure Quälerei.

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Aber nach einigen Minuten

hin- und her überlegen trabte ich gemütlich weiter und wollte zumindest so lange nicht aufgeben, wie die Motivation und die Kraft noch reichen würden.

Meter um Meter näherte ich mich der Rinne. Zuerst ging es  über grobes Blockwerk, dann einer Art ausgewaschenem Sturzbachbett entlang, bevor es nur

mehr steil, schottrig und unnötig wurde. Als auch diese Passage passiert war, steilte sich der Kamin auf. In der Mitte wartete der gar mit einer IIer Stelle auf.

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Endlich am Schartl angekommen konnte ich ins Hohe Moos – Richtung Regensburger Hütte – blicken. Jetzt war klar, ich startete den finalen Angriff. Noch

eine bauchige Stelle gleich am Anfang versorgte mich mit Adrenalin, der Rest des Weges war gutmütige Kraxelei. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich

oben an. Weil am Nachmittag aufkommende Unwetter avisiert waren, klopfte ich auf die Gipfelstange und drehte voulet um. Der Abstieg kostete noch

richtig viel Kraft.

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Gipfelrinne und Steilhang waren alsbald geschafft,  was folgte, waren wieder einige Hundert Höhenmeter im weglosen Gelände.

Von Geländekante zu Geländekante arbeitete ich mich vor, immer den Glanz in den Augen habend, dass wohl hinter der nächsten Kuppe endlich Wege “hergehen”.

Nachdem ich einen weiteren grasigen Steilfelshang vorsichtig mehr abkletterte als abstieg, sah ich ENDLICH eine Wegschleife, die zur verfallenen Schöckbichlalm

führte. Zu diesem Moment musste ich mich entscheiden, ob ich meinen Aufstiegsweg auch wieder zurückgehen werde. Ich entschied mich dagegen, weil die

vielen schrägen und steilen Wiesenpassagen wollte ich bei einem aufziehenden Gewitter auf keinen Fall bewältigen müssen. So folgte ich dem – wieder nur

schmalen Steiglein von der verfallenen Alm weiter talauswärts. Intuitiv erkannte ich, dass der Pfad IRGENDWANN mal nach unten führen wird (es ging nämlich

gute 20-25 Minuten nur gerade dahin, manchmal ein wenig hinauf sogar (aber nur dem Gelände geschuldet). Da kam mir das auftauchende Gipfelkreuz vom

oberen Daunbichl gerade recht. Von dort führte endlich ein gut sichtbarer Weg zur Pfandleralm. Dort füllte ich den Wasserbeutel und tat mich gütlich an

Studentenfutter und einem Apfel.  Schon einige Zeit vorher zog es zu und begann zu tröpfeln, aber es beruhigte sich während des Abstieges wieder. Es blieb

ein angenehmer kühler Wind, der dem Unwetter vorauseilte. Nach einer nie enden wollenden Hatscherei traf ich endlich bei der Tschangelairalm ein. Nun galt

es, das Transportproblem bis zum Parkplatz bei den Gletscherbahnen zu lösen. Ich hätte jeden PKW hemmungslos angehalten. Aber ich wartet keine 5 Minuten

bei der Haltestelle, da kam auch schon ein Bus daher. Als ich ausstieg, ging es gerade los mit dem Unwetter. Ich rannte zum Auto und war – trotz schwitzen und

Regennässe, glücklich………..

5.8.2022 – so geht Urlaub Smiley

4 Kommentare

  1. Die Gegend hab ich in den letzten Jahren auch ausführlichst (im drüberfliegen) kennenlernen dürfen! Jeder Rücken und jeder Graben, die Wetterstation und Steinmänner, sowie die verfallene Alm… alles wunderschön und sehr einsam. Manchmal bin ich auch auf einem der Rücken kurz eingelandet und später weitergeflogen. Ist einfach ein einsames Fleckchen dort! Die Nockwand selber find ich einen richtig lässigen Gipfel – schon öfters bin ich mit nur wenigen Meter Abstand drum herumgekreist etc 😀 Super Tour! Lg

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