Schi

Nörderberg, 2.885 mtr und die “Münchner Mauer”

ich wollte eigentlich auf die Weisseespitze im Kaunertal. Als Abschlusstour ein schöner, nicht zu schwieriger 3000er.

Über das Pistengebiet eine 760 Höhenmeter Unternehmung, trotzdem anspruchsvoll genug. Dann kam das Kartenstudium und

Flöhe, die im Ohr herumgeisterten. “Münchner Abfahrt” – ja – das wäre doch was. Aber von dort, wo die endet, wieder zurück zum

Auto (700 Hm weiter oben)? Geht auch nicht gut. Also, kurzerhand das Ganze direkt von unten angehen, also dort aufbrechen, wohin man zurückkehrt.

Sind halt dann nicht 760 hm sondern halt 1.600. Ich wollte mich vor Ort entscheiden und blieb am Ausgangspunkt stehen, um mich

zu orientieren. Da strahlte mich zum ersten Mal dieser Riesenhang an.

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ICH MUSSTE DA RAUF. Also sattelte ich auf und machte mich

gleich auf den Weg. Die Route habe ich mir vermeintlich gut genug angeschaut, Karte, brauchte ich keine mehr (meinte ich aber nur), und

ließ diese im Auto. Ich folgte dem Weg Tal einwärts bis zu einer Weggabelung. Der eine Teil ging abwärts weiter, Richtung Gletscherbach, der

andere hinauf. Und ich wollte ja Meter nach oben machen. Also bog ich (falsch) ab. Was damit endete, dass ich plötzlich vor einem Gipfelkreuz

stand. Der Hinweis im Gipfelbuch, welches Kreuz es war, war unleserlich, weil das Buch schimmelte. Ich war so überzeugt davon, dass ich auf

dem Weg zur Rauhekopfhütte war, dass ich fast meinte, dass war es jetzt mir meiner Tour. Ich blickte Richtung Schigebiet und entschied, dass

ich dem Grat entlang bis zur nächsten Erhebung stapfte.

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Was anfänglich schwer machbar ausschaute, entpuppte sich als leicht gangbar.

Die Schi waren immer noch auf den Rucksack gepackt. Als ich oben ankam, war ich erleichtert, weil ich sah, dass ich zu meinem gewünschten

Aufstiegsweg queren konnte.

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Vorher musste ich aber 150 hm einen Weg zum Schnee suchen, was anhand einer steilen erdigen Rinne gut gelang.

Ich rumpelte dieser entlang nach unten und zog die Schi zur Querung an. Ein paar Schwünge gingen sich auch aus. Als ich endlich “drüben” war,

hatte ich einige wenige hundert Höhenmeter verloren.

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Vor mir bäumte sich “die Mauer” auf. Zumindest dort MUSSTE ich noch rauf. Ich wusste, dass

dieser Teil sehr steil werden würde. Wieder einmal wurde mir mitten drin bewusst, was “ausgesetzt” bedeutet. Im Falle eines entsprechenden

Schihanges eben das Gefühl, “ausgesetzt” zu sein. Niemand konnte mir helfen, niemand war da, ich musste da durch. Ich musste “es fertig machen”.

Mitten drin aufhören war nicht.

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Nach vielen vielen Spitzkehren lehnte sich der Hang dann doch noch mehr und mehr zurück und verflachte schließlich.

Auf einer Seehöhe von 3.050 mtr verließen mich Kraft und Motivation und ich beendete die Tour. Weiter auf die Weisseespitze wären es noch knapp

500 hm gewesen. Ich baute um und freute mich auf die Abfahrt. Im oberen Teil waren kleine feine Firnschwünge möglich, im Steilbereich zählte ich

auf 250 Höhenmetern 14 große Schwünge.

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Wenn das die letzte Tour der Saison war, dann werde ich mich an diesen Mega-Hang erinnern…….

Ich schwindelte mich auf den letzten Schneeresten fast in den Talboden

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und tuckerte zufrieden zum Auto zurück.

Die Tour mit vollständiger Abfahrt vom Gipfel läuft mir auch nicht davon…………

Hilli, 2.6.2020

3 Kommentare

  1. wem geht es nicht manchmal so – das ist der Stoff aus dem die wirklichen Lehren gezogen werden, gratuliere für den Ehrgeiz und die Erkenntnis Hilli!
    Die Kunst des Bergsteigers ist es ein „opus incohatum“ positiv zu sehen, man hat sich mit Natur beschäftigt und sich selbst besiegt.
    Berg Heil!

  2. Wie immer super „cool“ beschrieben – Gratulation! – Es muss nicht immer der Gipfel sein – der Weg ist das Ziel – 🙂

    LG von den BiAns

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