Schi

Wilder Freiger, 3.418 mtr

die schöne Aktion von letzter Woche auf die Schlicker Seespitze hat mich noch ein (letztes?) mal heiß gemacht. Richtig: ich erinnerte mich an eine Aussage des Hüttenwirts von der Sulzenauhütte, vor vielleicht 15 oder mehr Jahren, dass der Freiger  bis in den Juni hinein bestiegen wird und Leute von weit her extra dafür anreisen. Freiger und Juni saß wie ein kleines Männlein mit Hammer in meinem Kopf. Aber am ersten Tag der vorausgesagten Hitzewelle eine Schitour machen? Hmmmm, verlieren konnte ich ja nichts, also packte ich die Brettln, fuhr ins Stubaital und begann, alles zur Sulzenauhütte zu schleppen. Aja, Montag und Dienstag habe ich dienstfrei, als Belohnung sozusagen, weil ich alle Fenstertage im Büro verbrachte, habe ich diese beiden Tage schon vor dem Wissen, dass es so schön wird, als Urlaubstage eingebucht.

Norbert,  der Wirt empfängt mich mit dem Hinweis, dass ich SICHER auf der Hütte schlafen werde, aber ob ich den Freiger sehe? Ich klärte auf, dass ich die Schi dabei habe und die Gipfelchancen stiegen blitzartig. Zu Fuß bedeutet: einsinken bis zum Oberschenkel. Ich aß zu Abend, zahlte und bezog mein Bett. Wecker auf 04:00 Uhr, mit dem ersten Tag Licht wollte ich schon unterwegs sein. Schließlich schaute ich, nach  unruhigem Schlaf, um 03:50 Uhr auf die Uhr und stand auf. Im Gastraum gab es Thermofrühstück und Müsli. Dann packte ich die Latten auf den Rucksack und stapfte in die Dämmerung. Irgendwie hatte ich die Route (die ich noch nie ging), falsch im Kopf und stürmte bis zum Grünausee.

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Zu weit! Von der Moräne aus, die ich überstieg, sah man schön den richtigen Einstieg.

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Also Kommando zurück und auf der ersten Schneezunge die Schi anlegen. Dann ging es durch einen schmalen Felsschlurf hinauf auf den Freiger Ferner.

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Die ersten Sonnenstrahlen lachten mich an und als ich den wirklich monströsen Hang vor mir sah, zwickten die Wadln spürbar. Ich denke, dass es hier gut und gerne 800 Höhenmeter am Stück hinaufgeht, teils sehr steil.

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Die Schneekonsistenz war Sommersulz, teils mit einer 2 mm schwachen gefrorenen Schicht überzogen. Dies hatte zur Folge, dass auch im steilsten Abschnitt der Halt der Schi sagenhaft war. Sicher ist es hier um vieles spannender, wenn ein richtig gefrorener Harschdeckel zu bewältigen ist. Ich mühe mich die erste Steilstufe hinauf und merke nur ganz kurz, dass sich der Hang zurücklehnt, nur um sich dann noch aggressiver aufzubäumen.

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Als die zweite Stufe geschafft ist, lehnt sich das Gelände bequem zurück und es ist ein wahrer Genuss, hier aufsteigen zu dürfen.

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Der Gipfel lässt sich nun erstmals blicken. Endlich. Ich kreuze die Spuren der 11erschaft vom deutschen Alpenverein – Gruppe Miller. Sie sind gestern zu Fuß herauf – Respekt. Oben, in der Nähe des alten Zollhäusls, wollte ich auf den Grat hinauf die Stapfspuren der Millerleute benutzen, aber nach dem dritten Schritt und dem dritten Einbruch, legte ich schnell wieder die Schi an. Rauf auf den Grat und weitergetourt bis zum Schidepot. Die letzten Schritte bis zum Gipfel sind gleich gemacht und es geht mir sehr gut beim erreichen des Kreuzes. 08:15 Uhr.

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Eintrag Gipfelbuch, zurück zum Schidepot, Apfel, Nüsse, Aufgeregt. Ich will endlich Schi fahren. Also pfeffere ich den unsauber abgenagten Putzen in den Schnee und richte mich schnellstens her zum abdriften. Moah, oben Butterfirn vom Feinsten, der sich weiter nach unten zu anfangs beschriebenem Sommerschnee ändert. Der Hang scheint gar nicht aufzuhören und ich weiß jetzt, diese Art von Schnee zu befahren ist ähnlich geil wie powdern.

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Der Schnee spritzt mir auf die nackten Unterschenkel und ich höre erst auf zu Schwingen, als die Oberschenkel laut quietschten. Pause und dasselbe nochmal. Unten, als es flächer wird, fliege ich nur so dahin.

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Große Schwünge, super! Dann zwänge ich mich durch den Einstiegsschlurf hinunter und quere, so weit es geht oben nach links hinaus.

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Ein letztes Schneeband bringt mich fast auf den Weg. Dort begrüßt mich das Pärchen, dass in der Hütte neben mir saß, und die damit kämpften, dass sämtliche Übergänge noch schneebedeckt sind. Jetzt kann ich gemütlich zur Hütte zurück traben, wo Norbert schon neugierig auf die Verhältnisse ist und mir zum Gipfelerfolgt gratuliert. In seinen Augen glänzt der Berg…..

Nach einem Bierchen und nachdem die Sachen trocken sind, watschle ich in der Mittagshitze zurück zum Auto. Ich denke, das war es heuer mit Schitouren………..

(Mittlerweile es ist 18:00 Uhr,  hat es in Innsbruck sagenhafte 34 Grad)

Giggi, 17.6.2013

Noch Fotos unter: Wilder Freiger Album

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