Schi

Wildspitze, 3.774 mtr

nach einer schlaflosen Hütten-Nacht waren wir trotzdem hochmotiviert, die Königsetappe der Tour anzugehen. Es sollten uns einige technische

Hürden bevorstehen. Kurz hinter einer Gruppe mit Bergführer brachen wir auf.

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Das Franzosenpaar war vielleicht 45 Minuten vor uns gestartet.

Was Revierneid bedeutet, machte bald der Ötztaler Bergführer klar. Mit abfälligen Worten über uns, die wir nicht hören sollten (aber taten) , stellte er sich ins

Rampenlicht vor seine Gruppe und wird sich gedanklich wohl mehrfach auf die Brust geklopft haben.

Die Lust auf die Tour verging uns nicht und wir trotteten langsam an Ihnen vorbei. Bis zur ersten Hürde,  dem Brochkogeljoch. Eine steile Scharte, die im letzten

Teil dazu zwang, die Schi aufzuschultern.

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Jeder von uns atmete tief und schnell, als er oben ankam. Die folgende Ebene auf dem Taschachferner lud uns zu einer

Rast ein und zum anseilen.

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Es folgte gemütliches hinüberwandern Richtung ewigem Eis und dem Aufschwung zur Wildspitzscharte. Es lag erstaunlich wenig

Schnee und – wie auch in den gesamten Ötztalern zu sehen, lugte aus allen Nordwänden das Blankeis hervor.

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Wir adjustierten um, abermals waren die Steigeisen

gefragt. Der etwas exponierte Aufstieg war mit den Dingern einfach angenehmer zu machen. Die Schlüsselstelle, kurz unter dem Gipfel, packten wir alle gut und

das obligate Gruppengipfelfoto musste her.

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Weil aber starker  und kalter Wind ging, drehten wir gleich wieder um. Zudem kam der Profi mit seiner Gruppe

daher, dem wollten wir nicht im Wege stehen, auf “seiner” Wildspitze (die nun aber doch, auch wenn es ihm NICHT passt, auch ein bisschen zu “unserer” wurde Zwinkerndes Smiley).

Zurück bei den Schiern war es wie vor dem Start beim großen Rennen.

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Aufgeregt richteten wir uns her, folgte doch nun die zweite große Schlüsselstelle bei

unserer Tour, der Abstieg durch das Mitterkarjoch. Ich kannte es nur vom Sommer und hatte es zwar nicht schlimm in Erinnerung, aber eingeschneite Stahlseile

und Schneemenge konnten uns vor eine Herausforderung stellen. Wir schauten uns das Kar von oben an und es war, wie es nicht sein sollte: der erste Teil des

Stahlseiles war sichtbar, dann folgte ein Steilstück, wo das Seil eingeschneit war, bevor es wieder zum Vorschein kam. Geschätzte 20 Meter seilfrei, unten der

Abbruch im Fels. Wer ausrutschen sollte, wäre 50 Meter weiter unten über einen Absatz gespült worden und dann 10 mtr ins weite Becken geschleudert worden.

So war ich Tester, wie es gehen könnte und trettelte das Steilstück mit Schi an den Füßen nach unten, dorthin, wo der zweite Teil des Seils wieder aus dem Schnee

tauchte.

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Ich kam dort an und zog die Schi aus, alles einhändig, weil sich die zweite Hand ja mit guten Griff am Stahlseil festhielt. Die Schi kamen auf den Rucksack

(das Dynafit-Patent mit der Klammer kann ich für solche Passagen und überhaupt, wenns schnell und einfach gehen soll, wärmstens empfehlen) und meine Gang

war plötzlich oberhalb nicht mehr zu sehen. Ich entschied daher, langsam nach unten zu kraxeln und wenn es mir gelang, wieder die Latten anzuziehen und ein

Stück abzufahren und unten zu warten. Gesagt getan, nach ein paar weiteren spannenden Metern (so oft macht man auch keinen Klettersteig mit Schi am Rucksack)

kam ich unten am Anfang der Felspassage an. Es gelang mir erstaunlich schnell und problemlos, die Gleitdinger anzuziehen und ich genoss ein paar geile Firnschwünge

in steilem 40° + Gelände. Ander, Steve und Christian waren nun wieder am Einstieg zu sehen. Es war Ihnen nicht sicher genug und sie entschieden, für was hatten wir

es ja sonst auch mit, unser Kletterseil als Sicherung einzubauen, um an das aus dem Schnee auftauchende zweite Stahlseil des Klettersteiges zu gelangen.

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Diese Aktion

brauchte wohl einige Zusatzzeit, es machte mir aber Null aus, derweilen zu warten. Lieber mit allen Freunden gesund zurück kommen, als einen über die Felsen fliegen

zu sehen.  Als erster kam Christian, die Aufregung stand ihm noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Steve und Ander folgten. Jeder durfte sich im weiten Becken des

Mitterkarferners seine persönliche Abfahrtspiste aussuchen. Was folgte war eine megageile Abfahrt bis etwas unterhalb der Bresslauer Hütte.

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Anschließend querten

wir hinein ins Liftgebiet “Stablein” und kurvten auf feinstem Pistenfirn ins Tal. Die Runde wurde somit vollständig und wir konnten nahezu beim Auto unsere Lattln

ausziehen. Es wurde abgeklatscht und so etwas wie eine große Zufriedenheit machte sich mit einem Breitgrinser in jedem einzelnen Gesicht bemerkbar.  Ein Abenteuer

für Erwachsene der Extraklasse wurde in diesem Moment wahr.

Fazit: eine der wohl bärigsten  Runden, die man in unseren Bergen machen kann, haben wir vollendet. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse und des anfänglichem

“hin- und hers, wo es denn überhaupt hin gehen sollte” haben wir einen 100% Treffer mitten ins Schwarze gelandet.

Mit von dieser geilen Partie waren: Christian E., Fuzzy, Steve, Christian H.;

Giggi, 21.3.2017

5 Kommentare

  1. Die Runde war trotz des anfänglich schlechten Wetters ein voller Erfolg;
    Dank an meine 60erGang Mitstreiter, es war mir eine Ehre 🙂

  2. Gratuliere! Coole Runde! So ähnlich hab ich diese Tour vor 20 Jahren mit 3 Freunden allerdings bei besseren Verhältnissen machen dürfen! Kommen starke Erinnerungen hoch!!
    Grüße
    Lothar

  3. Wie immer – toller Bericht Giggi. Abenteuer pur. Gratuliere jeden
    einzelnen, und was ganz wichtig ist : Gsund hoamkemmen !!!!
    SUPPER Jungs.

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