Herbstrunde 2021

Etappe 1

Parkplatz “Nürnberger Hütte” – Krösbach-Oberegg-Milderaunalm-Regensburger Hütte

Aufstieg: 1.477 mtr

Abstieg: 580 mtr

Länge: 17,98 km

diese Wegführung hing damit zusammen, dass meine Runde dort enden würde, wo das Auto parkte. Also war ein “sinnloser” 10 km Marsch bis zum üblichen Startpunkt der Wanderung notwendig. Aber zum Einlaufen war der Talmarsch gut geeignet. Zudem war Gelegenheit, Dinge und Plätze zu entdecken, die man sonst nicht zu sehen bekommt.

Über die Milderaunalm führt ein alternativer Zustieg zur Regensburger Hütte, den man wohl üblicherweise so nie machen würde, weil der Hüttenparkplatz  bekanntlich viel weiter taleinwärts,  beim Waldcafe ist. Ich hatte vermeintliches Wetterglück, weil trotz vorhergesagter Schauer war bis lang nach der Milderaunalm kein nennenswerter Niederschlag zu spüren. Dann aber, als die Hütte in Sicht kam, aber noch gut 45 Minuten entfernt war, öffneten sich die Himmelsschleusen und es begann zu schiffen, was rausging.

Tropfnass stellte ich mich den anwesenden Vieren vor, allesamt Hüttenpersonal inklusive Wirt. Keine weiteren Gäste. 8 Derer hätten sich noch avisiert, kamen aber nicht mehr, ohne Absage natürlich. Am Vortag (Samstag) noch 70 Übernachter, am nächsten Tag nur mehr ich Smiley. Entsprechend Premium fiel das Abendessen aus, ich durfte mich beim Personal-Abschiedsessen einklinken und ließ mir Steak und Schrimps schmecken. Danach war ich kaputt genug, um gegen 20.00 Uhr in die Harpfe zu hüpfen. Frühstück gab es um 7.00 Uhr. Eine Stunde durfte es dauern. Dann machte ich mich, mit noch nicht ganz trockenen Schuhen, auf zur nächsten Etappe:

Etappe 2

Regensburger Hütte – Grawagrubennieder – Dresdner Hütte

Aufstieg: 960 mtr

Abstieg: 971 mtr

Länge: 11,38 km

mein ursprüngliches Vorhaben, am Tag 2 auf die östl.Knotenspitze zu gehen und weiter zur Franz Senn Hütte, um über Wildgratscharte und Daunjoch zur Dresdner Hütte zu gelangen, machten 10 cm Neuschnee und mahnende Worte vom Regensburgerhüttenwirt, der gleichzeitig bei der Bergrettung ist, zunichte. Stattdessen verkürzte ich die Tour um einen Tag um direkt zur Dresdner Hütte zu gelangen. Es stellte sich heraus, dass ich damit mehr Abenteuer bekam, als ich erwartete.Gegen 8.00 Uhr brach ich auf. Bis zum hohen Moos war noch alles schneefrei. Hin- und wieder blitze etwas Helles durch die Nebeldecke und ließ die Hoffnung aufkeimen, dass sich der Himmel öffnen könnte.

Tat er aber nicht. Stattdessen begann es zu graupeln. Mit zunehmender Höhe wuchs die Schneedecke an, was zwar “gehtechnisch” kein Problem darstellte, wohl aber Probleme bereitete, was die  Wegfindung anlangte. Die Markierungen waren immer öfter zugeschneit. Fallweise stand ich  inmitten einer mit weißen Hauben verzierten Steinwüste und musste auch länger suchen, um die nächste Markierung zu entdecken.

Ich wollte auf keinen Fall den Weg verlieren. Im Nirgendwo, bei Schnee und Nebel, darauf hatte ich keine Lust. Dann kam die Rettung, eine große Farbkreismarkierung inmitten der schneebedeckten Felsen, die nichts mehr Preis gaben. In der Meinung, dass diese Markierung etwas mit “Weg” zu tun hatte, kralte ich schnurstracks darauf zu und befand mich, unmittelbar neben derselben, urplötzlich im Absturzgelände. Von “Weg” keine Spur. Die Markierung zeigte wohl die richtige Grundrichtung an, keinen direkten Pfad.

Ich würgte mich noch einige Höhenmeter nach oben und entdeckte dann, viel weiter links, Markierungsstangen. Erleichtert, auch wieder “Farbe” zu sehen, querte ich hinüber. Dank der stehenden Hinweise, die ich für mögliche Nachfolger vom Schnee befreite und gerade richtete, war der restliche Weg aufs Nieder fast schon wieder eine Wonne.

Oben erinnerte ich mich daran, dass ich noch einen Besuch auf der Nockwand offen habe. Den Folgepfad zu finden, war erleichternder Weise nicht mehr all zu schwer, weil sich jenseits des Jochs deutliche(re) Pfadspuren, trotz Neuschnee, abzeichneten. Obgleich ich der Meinung war, dass es von nun an nur mehr bergab gehen wird, waren doch immer wieder kleinere Anstiege zu meistern. Nach und nach wurde der Schnee weniger und meine Schuhe hatten das maximale Maß an saugfähigkeit erreicht. Was “drüben” noch Graupel war, hat sich “herüben” auf Schnee, Schneeregen und schließlich in Sprühregen gewandelt.

Als ich im Pistengebiet des Gletschers, bei der “wilden Grube” eintraf, war der Niederschlag vorbei. Die letzten Aufstiegsmeter zum “Egesenjoch” (ich nenne es mal so) waren mühsam und als ich auf der anderen Seite Richtung Tal blickte, wusste ich endgültig, dass ich nun wieder in der Zivilisation war.

Kurz vor Ankunft in der Hütte haderte ich noch mit dem Gedanken, abzubrechen und ins Tal zu fahren. Zudem hat die Dresdner Hütte etwas schaurig Schönes. Sie ist ja eine Alpenvereinshütte, jedoch direkt neben der Mittelstation der Bergbahnen. Mein üblicher Gedanke in solchen Situationen: “hier nicht schlafen kannst Du noch öfter machen”, bewegte mich dazu, einzuchecken. Ich bekam ein Bett im 6-Bett Zimmer. Noch drei (Israeli) sollten folgen.

Taten sie aber nicht. Sie waren wohl hinter 3 Jungs und 2 Mädels aus Deutschland von der Franz Senn Hütte unterwegs zur Dresdner Hütte. Ihren Plan, über die Regensburger Hütte und meinen Weg zu kommen, haben die wohl allesamt verworfen (spätestens, als sie die Schilder an der Regensburger Hütte mit der Zeitangabe 7-8 Stunden sahen). Die drei kamen also nicht und ich genoss beste Bewirtung, einen trockenhumorigen Kellner und einen gemütliche Zeit, bevor ich – wieder früh – gegen 20.00 Uhr  in die Heia ging. Im großzügigen Zimmer konnte ich mich herrlich ausbreiten und machte schon am Abend den Rucksack startklar für den nächsten Tag. Immerhin ist bei so einer Tour auch logistisch einiges zu beachten. Das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche offen und nach 2 “Potts” Kaffee und Honigbrot mit fett Butter und Nutella oben drauf, brach ich zur letzten Tour auf.

Etappe 3

Dresdner Hütte – Peiljoch – Sulzenau Hütte – Mairspitze – Parkplatz Nürnberger Hütte

Aufstieg: 1.101 mtr

Abstieg: 2.029 mtr

Länge: 14,45 km

Die Tischnachbarn in der Dresdner haben locker darüber gesprochen, dass sie den großen Trögler “mitnehmen” auf dem Weg zur Sulzenauhütte. Ich kenne den Abstieg und hätte beim vorhandenen Neuschnee und der Nässe dazu abgeraten, wollte aber kein Schlaumeier sein. Tatsächlich sah ich sie bei der letzten Gelegenheit, vom Aufstieg zum Peiljoch hinüber zu lugen, zum Trögler aufsteigen. Andererseits: zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Ich setzte meinen Weg fort und Aufpassen war angesagt. Einige mit Eis überzogene Felsen mahnten zur Vorsicht, immer wieder rutsche ich ab. Besser war dann Schnee im Weg.

Meine Erwartung, dass sich südseitig des Jochs die Situation besser darstellt, wurde erfüllt. Endlich von der Sonne aufgewärmt trabte ich weiter Richtung Sulzenau See. Noch vor wenigen Jahren gab es diesen ja noch gar nicht. Bilder aus meinen Archiv belegen, dass wir noch 2009 und 2011 dort auf einer 15 Meter hohen Eisbrücke spazierten, wo sich heute der See befindet. Der Sulzenau Ferner reichte damals noch mehrere Hundert Meter weiter herunter.

Bild 1:  September 2021, Bild 2+3: September 2009, Bild 4: Juli 2011

Mit live erlebter Geschichte in Bauch und Kopf wanderte ich gedankenverloren weiter. Die Sulzenauhütte streifte ich nur und am Weg zur Mairspitze kamen mir allerhand Hüttenwanderer entgegen. Schön, dass noch Betrieb war und nach 2 Etappen, nahezu ohne Andere, war es mir recht zu wissen, nicht alleine unterwegs zu sein. Der Aufstieg zur Mairspitze ist teilweise recht ausgesetzt. Endlich oben, erschrak ich kurz. Waren doch ein gutes Dutzend oder mehr Menschen am Gipfel. Das war es nicht, was ich suchte.

Menschenaufläufe! Als ich näher kam, klärte sich die Ansammlung jedoch: es war ein Professor mit seinen Geologiestudies, der anschaulich vortrug, was es mit den Gletschern auf sich hat. Ich freute mich gleichzeitig über den Gipfelsieg und das Glück der jungen Menschen, dass sie an so einem Ort, mit ihren Notizblöcken in der Hand, lernen durften. Einige Minuten hörte ich noch interessiert zu, bevor ich an den Abstieg ging. Wieder recht steil, manchmal auch mit Drahtseilen ging es dahin. Keine Stolperzone.

Weiter unten sah ich, dass der Pfad Richtung Nürnberger Hütte für mich einen Umweg darstellte. Eine Abkürzung bot sich von alleine an und ich nahm an. Auf den Zustiegsweg traf ich dann bald und tapste bemüht langsam ins Tal, wissend, dass ich heute am Ende ziemlich viel Abstieg geschafft haben werde.

An der “Bsuachalm” machte ich noch Bekanntschaft mit einem elektrischen Zaun. Danach entschied ich mich für den kürzeren Abstieg zum Parkplatz – früher ein Steig – heute Teil des “wilde Wasser Weges” und ein Kiespfad – Kinderwagentauglich. Die letzte Etappe war dann im Nachhinein betrachtet die wertvollste, alleine deshalb, weil das Wetter am Besten war.

Zufrieden gings, 1 Tag früher als geplant, nach Hause.

Hilli, 22.9.2021

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