Schi

Wassertalkogel (3.252 mtr) von Huben

die alle paar Wochen wiederkehrende Motivation, „a gscheide Tour“ zu gehen, überkam mich gestern. Einen Mitfanaten für so eine Unternehmung zu suchen, ersparte ich mir aus Erfahrung. Als ich aber beim Mittagessen in der Firma die Tour erwähnte, war Arbeitskollege Lukas erstaunt über meine Dreistheit und bot sich an, sich mit mir gemeinsam daran zu versuchen. Die Recherchezahlen (2.100 mtr Aufstieg – wurde von Lukas vorsorglich ABGERUNDET 🙂 – und 12,7 km Weg (einfach)), sollten für „gscheid muaß si halt sein, die Tour“ reichen.

Der Tagesplan wurde zielgerichtet umgesetzt – um 8.00 Uhr brachen wir beim Fußballplatz in Huben auf.

Vorbei am Gasthof Feuerstein (ehem. Sattelalm) – zumindest im Aufstieg durchgehend direkt vom Startpunkt mit Schiern, zockelten wir weiter Richtung Pollesalm. Am Ende des Fahrwegs, der von einigen Schifahrern schon gut eingefahren war, erwartete uns das erste Flachstück.

Bald gings über eine Brücke weiter und es konnten zögerlich auch weitere Höhenmeter gesammelt werden. Bei der hinteren Pollesalm waren wir dann bei 2.105 mtr Seehöhe angelangt. Das sich permanente motivieren bei der Tour bestand darin, an diesem Punkt zum Beispiel fest daran zu glauben, dass man „schon fast die Hälfte hatte“. Gut, dass keiner von uns zweien wusste, dass dies NOCH LANGE nicht der Fall war. Als nächstes galt es, eine Geländestufe zu überwinden. Die Karte zeigte uns nach dieser Kuppe eine Markierung mit 2.520 mtr – die wir aber nicht erreicht hatten, weil unsere Höhenmessung ergab 2.350 mtr.

So querten wir weiter Tal einwärts und waren kurz nicht sicher, wo denn unser Abzweig Richtung Ziel sein könnte. Die Entscheidung, wo wir weitergehen sollten nahm uns eine schöne angelegte Spur ab – die einzige im ganzen Bereich.

Egal, wo diese hinführen sollte, wir entschlossen, der Spur nach zu gehen. Bald stießen wir auf 2 Splittboardler, die uns bestätigten, dass wir am richtigen Weg zum Wassertalkogel waren. Endlos lange Wegmeter, Kehre um Kehre – immer dem ungemütlichen Wind – der uns mit bis zu 50km/h um die Ohren pfiff, ausgesetzt, kämpften wir uns Richtung Ziel.

Als es vor einem markanten Joch sehr steil wurde, kämpften die Splittboardler mit den Tücken ihres Geräts und schnallten ab, was aber mit ihren weichen Schuhen schlussendlich auch keinen großen Vorteil brachte. Wir waren besser dran und Lukas kämpfte sich, nun starken Böen ausgesetzt, bis zu einem großen Fels, wo er sich den Annorak anzog. Ich hechelte nach und es lag in der Luft, dass es nicht mehr ewig dauern könnte. Man sah schon den Gratverlauf und die Stangenmarkierungen des Mainzer Höhenewegs. Spätestens hier stand fest, dass wir „abschließen werden“. Nicht aber ohne vorher die letzten steilen, abgeblasenen, harten und überaus rutschigen Hänge zu meistern. Ein gutes Gefühl für die Latten unter den Füßen war hier absolut hilfreich.

Erleichterung, Freude und Stolz machte sich dann breit, als ich das orangefarbene Ufo (Rheinland Pfalz Biwak) vom Grat aus erblickte. Es war klar, wir haben es geschafft. Es ging noch über 2 knifflige felsige Passagen – auf die Schi wurde NICHT MEHR GANZ SOVIEL Rücksicht genommen.

Dann über den letzten Aufschwung auf das mächtige Gipfelplateau. Der Wind schien sich hier oben extra auszutoben. Fein war, dass wir das Biwak zum umziehen, rasten und jausnen nutzen konnten.

So konnten wir diese Zeit geschützt und angenehm verbringen. Aber richtig gemütlich wurde das auch nicht, der Verschluss an der Tür des Biwaks ist beschädigt und das hatte zur Folge, dass die Tür einen Spalt breit offen blieb. Es kroch genug Wind und Kälte herein, um uns zum baldigen Aufbruch zu bewegen. Gut war, dass wir realistische 2 h für die Abfahrt eingeplant haben (2:10 min wurden es am Ende). Gegen 15:15 Uhr schnallten wir an. Die im Aufstieg kniffligen letzten Meter waren nun, mit Schiern, ein Leichtes, ja sogar trotz des widerlichen Windes gar ein wenig Genuss. Weil unser beider Oberschenkel vom langen Aufstieg ziemlich mitgenommen waren, versuchten wir, so kraftschonend wie möglich zu fahren. Ab dem Joch, wo wir die Splittboarder überholten, waren sogar viele schöne Wattebausch-Schwünge möglich und wir genossen die Fahrt im himmlischen Naturschnee.

Vor lauter Wonne übersahen wir aber einen Abzweig und standen plötzlich vor einem unpassierbaren Abbruch. Beim Versuch, „hinaufzutretteln“ antworteten meine (und die von Lukas) Oberschenkel trotzig mit Krampfgefahr. Also fellte Lukas – obgleich nur wenige Höhenmeter – nochmal auf und ich selbst trettelte gaaaaanz langsam hinauf (das „Oberschenkelgebell“ wurde dabei immer lauter); Bald wars geschafft und wir waren wieder auf der richtigen Route. Das Hochgefühl stellte sich sofort wieder ein, was zur Folge hatte, dass ich in die nächste Falle tappte. Ich fuhr zu weit in den Talboden ab und musste nun mühsam zu Lukas schieben, der besser aufpasste und einige Meter weiter oben auf mich wartete. Die folgenden Meter waren wieder Genuss – wir überquerten eine Brücke und fellten nach wenigen Metern auf, weil das Gelände leicht anstieg. Bald war diese Gehstrecke überwunden und es konnte wieder gefahren werden.

Mittlerweile war das Pollestal vollständig im Schatten und die Sicht war eher eingeschränkt. Im Boden bei der Pollesalm angekommen hieß es nochmal schieben – bis zum Fahrweg. Von dort war es eine Freude, flott voran zu kommen.

Die paar Meter Gehstrecke bis zum Feuerstein waren alsbald geschafft. Dann gings wieder flott dahin. Bei der Abfahrt gab es dann die Variante, bei den Strommasten direkt ins Tal zu fahren – Spuren führten dort entlang, wir entschieden uns aber auf Nummer sicher und raspelten – mit wenigen Unterbrechungen – die eisige Rodelbahn ab und landeten direkt beim Auto.

Daß wir uns beim recherchieren vertan hatten, sahen wir erst jetzt: es waren, schenkt man unseren Sportuhren glauben, 2.392 mtr Aufstieg, + 97 beim Rückweg, und in Summe 30,57 km. Die Heimfahrt war erfüllt mit Schwärmerei für die – trotz der Strapazen – außergewöhnliche Tour. Meinem Partner Lukas ein herzliches Danke für die Geduld und die Bergkameradschaft.

Hilli, 3.2.2024

5 Kommentare

  1. Die Bilder zeigen eine schöne Gegend. Der Bericht zeigt eine sehr anstrengende Tour. In Summe eine tolle Sache. Ein Hoch suf fiel tapferen Bergler.

  2. Ziemlich zache Tour mein Freund, ich habe es an meinem Geburtstag etwas ruhiger angehen lassen, großer Respekt an die beiden Henker

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